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Kirchenkreis zur ForuM-Studie sexualisierte Gewalt.
Superintendentin Dr. Ilka Werners Kanzelabkündigung mit klaren Worten.
„Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ (Johannesevangelium 8,32)
Liebe Geschwister!
vor ein paar Tagen sind die Ergebnisse der sogenannten „ForuM-Studie“ zu sexualisierter Gewalt in evangelischer Kirche und Diakonie veröffentlicht worden. Regionale und landeskirchliche Aufarbeitungsstudien werden folgen. Es ist gut, dass dabei auch von sexualisierter Gewalt betroffene Personen und staatliche Stellen mitwirken werden. Damit werden die seit einigen Jahren – auch im Kirchenkreis Solingen – etablierten Schutzkonzepte zur Prävention künftiger Fälle und Intervention bei aktuellen Fällen ergänzt durch die Aufarbeitung vergangener Taten.
Ich bin froh, dass die Studie durchgeführt und jetzt veröffentlicht wurde.
Die Ergebnisse sind erschütternd. Die Zahl der Fälle und das institutionelle Versagen der Kirche sind viel größer als bisher angenommen. Und jeder Fall meint einen Menschen und dessen individuelles Leid, dessen individuelle Einsamkeit, dessen individuelles Schicksal. Und gerade deswegen: Gut, dass die Studie da ist. Gut, dass wir anfangen, die Wahrheit zu erkennen.
Wir müssen lernen, mit der Tatsache umzugehen, dass es in der Evangelischen Kirche und Diakonie sexualisierte Gewalt gab und gibt. Auch bei uns in Solingen. Wir tun alles in unserer Macht Stehende, um neue Übergriffe zu verhindern. Auch bei uns in Solingen. Und wir wollen gemeinsam mit betroffenen Personen das frühere Unrecht aufarbeiten. Auch bei uns in Solingen.
Es tut mir unendlich leid, wenn viel zu oft in zurückliegenden Jahrzehnten evangelische Kirchen und Gemeindehäuser für Kinder und Jugendliche nicht Schutzorte, sondern Orte des Schreckens waren. Ich schäme mich dafür, wenn viel zu oft die Nähe und Geborgenheit in Gemeinden dazu benutzt wurde, das Vertrauen von Menschen zu verraten und ihnen Gewalt anzutun und dazu dann oft die geschehene Gewalt zu vertuschen und zu leugnen. Viele von uns konnten sich einfach nicht vorstellen, dass sexualisierte Gewalt in unseren Gemeinden und Einrichtungen vorkommen könnte. Damit haben wir dazu beigetragen, dass Täter und Täterinnen sich sicher fühlten und immer wieder gedeckt wur- den. Damit haben wir uns (mit)schuldig gemacht.
Wenn wir jetzt konsequent die Verantwortung für diese Gewalt und diesen bitteren Teil unserer Geschichte übernehmen, brauchen wir unabhängige Untersuchungen wie die ForuM-Studie, um unsere eigenen blinden Flecken zu erkennen und Raum für die ganze Wahrheit zu schaffen. Die Studie hält uns den Spiegel vor.
Wir werden uns dem, was wir darin sehen, stellen.
Pfarrerin Dr. Ilka Werner, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Solingen
Weitere Informationen des Kirchenkreises Solingen und das Schutzkonzepzt des Kirchenkreises
Die Zusammenfassung der ForuM-Studie und den vollständigen Abschlussbericht finden Sie hier über die Themenseite der Ev. Kirche von Westfalen.
Den Bericht zu den drei bislang bekannten Solinger Fällen finden Sie im Solinger Tageblatt.
Das Schutzkonzept der Ev. Kirchengemeind Solingen-Dorp finden Sie als PDF auf unserer Unterseite.
Dr. Ilka Werner
Kirchenkreis Solingen / EKD