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Verantwortung tragen und Gemeinde gestalten.
Stephan Hergert war 16 Jahre im Dorper Presbyterium.
Vorigen Sonntag sind in den Gemeinden die neuen Presbyterien eingeführt worden. Gleichzeitig wurden Ehrenamtliche aus den Gremien verabschiedet. Oft haben sie über Jahrzehnte ihre Gemeinden mitgeprägt. In Dorp war das neben Rolf Uthemann und Klaus Hagner vor allem Stephan Hergert, der nach vier Wahlperioden nicht mehr kandidiert hat. Im „Klingenkirche“-Beitrag von Pressepfarrer Thomas Förster blicken Stephan Hergert sowie Sybille Röltgen aus Wald gerne auf ihre Zeit im jeweiligen Presbyterium zurück.
Sybille Röltgen hatte gerade ihren 36. Geburtstag gefeiert, als die Walder Gemeinde sie zur Presbyterin wählte. „Ich war neugierig“, sagt sie 36 Jahre später und fügt schmunzelnd hinzu: „Und ein bisschen blauäugig.“ Als junge Frau hatte sie ihren Mann bei der Jugendarbeit in Dorp unterstützt. Und ihre letzten Erinnerungen an das Presbyterium reichten bis zur Konfirmation zurück: „Das waren damals die älteren Damen und Herren, die bei der Prüfung in der Kirche darauf achteten, dass wir das ‚Vater Unser‘ auch richtig sprechen“, sagt sie und lacht. 1988 saß sie dann plötzlich selbst im Presbyterium in ihrer Walder Gemeinde: „Ich habe zwei Jahre gebraucht, bis ich den Laden durchschaut hatte. Aber dann war ich im Flow.“ In den vergangenen 36 Jahren habe sie fast in allen Ausschüssen mal mitgearbeitet. „Bis auf den Ausschuss für Theologie und Gottesdienst“, sagt sie.
Ihre Sache seien eher die Zahlen gewesen: Nicht umsonst arbeitete die gelernte Industriekauffrau bis zuletzt im Finanzausschuss und im Bauausschuss mit. „Mein Wunsch war es immer, etwas für die Gemeinde zu erreichen“, sagt sie und erinnert sich an gute Jahre, in denen das Geld noch etwas lockerer gesessen habe. „Und es gab auch Entscheidungen und Verantwortungen, die einem Bauchweh gemacht haben. Dann wollte ich mehr tun, als am Ende möglich war.“ Aber wenn Sybille Röltgen heute zurückschaut, dann stellt sie auch fest: „Wenn gestritten wurde, dann immer um die Sache.“ Nach 36 Jahren ist sie bei dieser Wahl nicht mehr angetreten. Am Sonntag 10. März wurde Sybille Röltgen gemeinsam mit weiteren ausscheidenden Walder Presbyteriumsmitgliedern verabschiedet. Kirche und Gemeinde hätten sich verändert: Jetzt seien Jüngere an der Reihe, um die Kirche von morgen zu gestalten. Was bleibt? „Es war für mich schön, zu wissen, dass da viele mit dem gleichen Wunsch auf dem Weg sind: den Menschen etwas Gutes zu tun“, sagt sie.
Auch für Stephan Hergert aus Dorp bleibt nach 16 Jahren im Presbyterium vor allem dieses eine Gefühl: „Wir sind stets zusammengekommen, um um die beste Lösung zu ringen.“ Nicht immer einig, aber am Ende einmütig, habe man Entscheidungen getroffen. „Und sie dann loyal mitgetragen“, sagt Hergert: „Das hat für einen großen Zusammenhalt gesorgt.“
Für ihn war die Wahl 2008 ein kleiner Wendepunkt: Vorher hatte er sich vor allem in der ganz praktischen Gemeindearbeit engagiert, nachdem seine Familie 2004 nach Dorp gekommen war. „Dann hat man mir die Verantwortung zugetraut, Presbyter zu werden“, erzählt Hergert, „alleine wäre ich auf diese Idee wohl nicht gekommen.“ Dank seines beruflichen Ehrenamts in der Mitarbeitervertretung fühlte er sich schnell in Personalfragen zuhause. „Und mich haben auch immer die Themen Jugendarbeit und Kirchenmusik bewegt“, erinnert sich Hergert.
Immer mal wieder hätten auch schwere Entscheidungen angestanden – als die Zukunft der Kindergärten zur Diskussion stand oder das Presbyterium eine Entscheidung über das Gemeindezentrum Arche treffen musste: „Wir waren nie ein Abnick-Presbyterium. Wenn es nötig war, gab es Gegenwind.“ Aber Hergert erinnert sich auch an jene Momente, in denen sich plötzlich Türen auftaten und Wege geebnet wurden.
Jetzt zieht sich Stephan Hergert aus der Gemeindeleitung zurück. Aber nicht aus der Gemeinde! „Ich konzentriere mich wieder mehr auf die Arbeit im Gemeindealltag“, sagt er und denkt vor allem an Themen rund um Technik und Videostreaming. „Und ich möchte gerne einfach mal wieder Musik machen.“
In Dorp hat die Einführung der neuen und die Verabschiedung der ausscheidenden Presbyteriumsmitglieder am 17. März stattgefunden, da hat die die Gemeinde ihren ausscheidenden Presbytern „Danke“ gesagt: „Die Würdigung ist uns wichtig“, sagt Pfarrer Joachim Römelt. Mit Geschenken und Urkunden, die die Evangelische Kirche im Rheinland für diesen Anlass zur Verfügung stellt, verabschiedete die Gemeinde ihre drei ausscheidenden Presbyter.
Gekürzter Beitrag; der vollständige Text mit Erfahrungen aus weiteren Gemeinden ist zuerst am 7.3.2024 auf der Seite des Kirchenkreises Solingen erschienen.
Thomas Förster, Kirchenkreis
Kirchenkreis Th. Förster / M. Nicolini