„Die Musik wird uns beflügeln und durch das Konzert tragen“.

Interview mit Stephanie Schlüter zu „Messiah“-Aufführung der Dorper Kantorei am 6. November.

Am 6. November ist in der Dorper Kirche das berühmte Oratorium „Messias“ von Georg Friedrich Händel zu hören. Die Dorper Kantorei führt das 1741 in Dublin entstandene Werk gemeinsam mit einem Kammerorchester sowie Solisten in der englischen Originalsprache auf. Das Konzert ist zugleich das nachgeholte Jubiläumskonzert aus Anlass 60 Jahre Bestehen der Dorper Kantorei. Wir haben mit Kantorin und Kirchenmusikdirektorin Stephanie Schlüter gesprochen.

Frage: Warum hast Du Dich für Händels „Messias“ entschieden, und dann für die englische Version?
Stephanie Schlüter: Dieses Werk gehört zu den bedeutendsten Kompositionen der protestantischen Kirchenmusik. Es umfasst das Leben und Wirken Jesu von der Geburt bis zur Hoffnung auf die Wiederkehr und ist durch den schnellen Wechsel von Chorsätzen und Arien sehr abwechslungsreich. Die Entscheidung für die englische Originalversion fiel zugunsten des Klanges, der durch die weiten Vokale in der englischen Sprache deutlich strahlender erscheint, und der musikalischen Gestaltung.

Die Dorper Kantorin und Kirchenmusikdirektorin Stephanie Schlüter

Frage: Der Titel lässt auch musikalisch nicht Kundige erahnen, dass es in dem Werk um Jesus Christus geht. Wird im „Messias“ eine theologische Botschaft übermittelt, und wenn ja, welche?
Stephanie Schlüter: Die Nacherzählung der biblischen Geschichte Jesu wird in diesem Oratorium immer wieder begleitet von fröhlichen Lobpreis-Gesängen wie dem berühmten „Halleluja“ oder aber auch von Glaubensbekenntnissen wie der Arie „I know that my Redeemer liveth“ („Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“). Eine wichtige Botschaft ist das Vertrauen darauf, dass mit dem Tod nicht alles zu Ende ist, sondern dass durch die Auferstehung Jesu der Tod seinen Stachel, seine Macht verloren hat.

Die Stimmgruppe des "Alt" der Dorper Kantorei bei der Probe

Frage: In Großbritannien, so sagt man, hat das „Halleluja“ im „Messias“ einen solchen Kultstatus, dass die Menschen dabei aufstehen. Welche Bedeutung, welchen Status hat das Werk in Deutschland?
Stephanie Schlüter: Dieses Werk hat auch bei uns Ohrwurm-Charakter, auch wenn der Kultstatus nicht an den britischen heranreicht. Händel ist es gelungen, Melodien mit Texten derartig zu verknüpfen, dass sie eine Einheit werden und regelrecht nachwirken. Schon damals pfiffen die Menschen diese Melodien in den Straßen und Gassen. Und auch heute kann jeder den Beginn des „Hallelujas“ ansingen. Vor kurzem haben wir diesen Satz gemeinsam mit Sängerinnen des Jugendchores aufgeführt, die diese 280 Jahre alte Musik inbrünstig mitgesungen haben.

Frage: Der „Messias“ ist das erste große Werk seit zwei Jahren Coronapandemie, das von der Dorper Kantorei als Kirchenkonzert aufgeführt wird. Was bedeutet Dir das?
Stephanie Schlüter: Ehrlich gesagt bin ich ein wenig aufgeregt. Ich habe schon lange kein ganzes Konzert mehr dirigiert. Da zweifelt man plötzlich, ob die Kondition reicht. Allerdings sind diese Gedanken nie von langer Dauer. Die Musik wird uns durch dieses Konzert tragen und beflügeln. Es wird wunderbar sein, endlich wieder mit Orchester und vor Publikum musizieren zu können!

Frage: Welche Planungen gibt es in der Kantorei für 2023?
Stephanie Schüter: Neben kleineren Auftritten werden wir vor allem für die Aufführung des „Elias“ von Felix Mendelsohn Bartholdy proben, die für den 12. November 2023 in St. Clemens terminiert ist. Mein katholischer Kollege Michael Schruff wird das Konzert leiten; sein Chor Kreuz#Fidel und die Dorper Kantorei werden einen großen ökumenischen Klangkörper bilden.

Sonntag, 6. November 2022, 17 Uhr, Dorper Kirche, Solingen (Einlass ab 16.30 Uhr)

The Messiah – Oratorium in englischer Sprache von Georg Friedrich Händel
Dorper Kantorei
Ein Kammerorchester
Lena-Maria Kramer, Sopran
Milena Haunhorst, Alt
Ferdinand Junghänel, Tenor
Harald Martini, Bass

Leitung: KMD Stephanie Schlüter

Eintrittspreise: 20 Euro (Vorverkauf), 23 Euro (Abendkasse)
15 Euro für Jugendliche, Studierende, Erwerbslose, Schwerbehinderte
5 Euro für Kinder bis 12 Jahre
Karten über Solingen live und über Vorverkaufsstellen (z.B. Tageblatt, Bücherwald,
bei Potpourri/Ritterstraße) und bei Kantoreimitgliedern

Fragen: Marcus Nicolini

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