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„Ein hörbares Zeichen setzen.“
3 Fragen an Stephanie Schlüter am Vortag von "Solingen singt und leuchtet für Demokratie" am Samstag 24.2.
Die evangelische Kirchenmusikerin hat viel Erfahrung damit, große Menschengruppen zum Mitsingen zu motivieren. Am Samstag lädt sie Solingerinnen und Solinger dazu ein, für Demokratie und Vielfalt zu singen. Warum ihr das wichtig ist, beantwortet sie in unseren „3 Fragen“.
Frau Schlüter, wie politisch kann Singen sein?
Stephanie Schlüter: Gesang war schon immer Ausdrucksform für viele Inhalte des menschlichen Lebens: Es gab und gibt geistliche Lieder, aber auch Liebeslieder, Trinklieder oder Fangesänge im Stadion. Und natürlich politische Lieder. Die richten sich oft gegen Ungerechtigkeiten, rufen zum Widerstand auf oder mobilisieren zum Durchhalten. Ich denke da vor allem an die Spirituals, mit denen sich die versklavten Menschen in Nordamerika Mut zusangen. Oder an die singende Bewegung um Martin Luther King, die ihre Träume in Lieder fasste. Und bei uns in Deutschland wurde auch bei der friedlichen Revolution 1989 gesungen, die in den Fall der Mauer mündete.
Warum finden Sie es notwendig, dass die schweigende Mehrheit jetzt ihre Stimme für Demokratie erhebt?
Stephanie Schlüter: Ich bin Christin. Darum finde ich es nahezu unerträglich, wie menschenverachtend in manchen gesellschaftlichen Gruppierungen gedacht und formuliert wird. Durch Soziale Medien und Fake-News werden Lügen verbreitet. Menschen werden gegeneinander ausgespielt. Das ist eine große Gefahr für unsere Demokratie.
Ich möchte darum gemeinsam mit anderen ein hörbares Zeichen setzen, dass die „schweigende Mehrheit“ andere Wertevorstellungen hat. Dass sie sich für Menschenwürde und Solidarität einsetzt. Das geschieht zum Glück gerade an vielen Orten in Deutschland. Im Januar hat Solingen bereits mit einer großen Demonstration gezeigt, dass viele Mitbürger:innen an einer lebendigen Demokratie interessiert sind und auf die Straße gehen. Am kommenden Samstag werden wir mit Liedern und Lichtern auf dem Neumarkt ein etwas ruhigeres Zeichen setzen!
Wie wollen Sie am Samstag den Neumarkt bei der Kundgebung „Nie wieder!“ zum Klingen bringen?
Stephanie Schlüter: Die Aktion wird ein großes Experiment. Das Bündnis „Bunt statt Braun“ erwartet viele, viele Menschen. Dass eine solch große Gruppe zusammen singt, ist nicht einfach. Ich hoffe, dass sich viele Sängerinnen und Sänger aus den Solinger Chören mobilisieren lassen. Sie sollen als Ansingegruppe im Block stehen und mitsingen. Die nötigen Noten, Texte und Übungstracks zur Vorbereitung bieten wir über das Internet zum Download an. Wenn es klappt, kann diese Gruppe wie Sauerteig in die große Menge strahlen. Ob das Experiment gelingt, werden wir am Samstag sehen. Ich bin jedenfalls gespannt und freue mich auf diese Erfahrung.
Die Fragen stellte Thomas Förster vom Ev. Kirchenkreis Solingen.
(Der Beitrag wurde zuerst veröffentlicht am 22.2. auf den Seiten des Kirchenkreises Solingen)
Mehr zu „Solingen singt und leuchtet für Demokratie“ hier.
Stephanie Schlüter
Ev. Gemeinde Dorp