Kinder – die kleinen Helden des Alltags.

Gedanken einer jungen Mutter aus Dorp zum Weltkindertag am 20.11.

Von Saskia Dunkel

Mutter (oder Vater) zu sein, ist das Beste auf der Welt! Es ist gleichzeitig ein Abenteuer und ein Balanceakt – irgendwo zwischen purem Glück und völligem Chaos. Da liegst du abends völlig erschöpft auf dem Sofa und fragst dich, wie du den Tag überstanden hast. Und doch, genau in diesen Momenten spürst du, wie sehr diese kleinen Menschen dein Herz zum Überlaufen bringen.

Kinder sind wahre Entdecker. Sie sehen die Welt mit einer Neugierde, die uns Erwachsene oft abhandenkommt. Ein alter Amazon-Karton? Für uns vielleicht Altpapier, aber für sie wird er zur Kamera, mit der sie die Welt neu einfangen. Ein kaputter Knopf? Ein unbezahlbarer Schatz, der behütet wird wie das Gold in Fort Knox. Plötzlich wird ein alter Kühlschrank-Magnet zum aufregendsten Abenteuer, die zermatschte Nacktschnecke auf der Straße zur wissenschaftlichen Sensation und der Schmetterling zum besten Freund für die nächsten fünf Minuten. Kinder finden Wunder in den alltäglichsten Dingen und lehren uns, die Magie im Leben wiederzuentdecken.

Ihre Welt ist intensiv – Weinen und Lachen liegen oft nur einen Wimpernschlag auseinander. Wenn der Lego-Turm einstürzt, ist der Frust riesig, und die Tränen fließen in Strömen. Doch genauso schnell verwandelt sich der Tag in ein Freudenfest, wenn eine Schokolade oder ein Kitzel-Angriff ins Spiel kommt. Es gibt immer nur Platz für ein Gefühl, aber dieses Gefühl wird dann auch mit voller Kraft gelebt! Diese bedingungslose Art, Emotionen zu erleben, erinnert uns daran, wie einfach es manchmal sein könnte – wenn wir es nur zuließen.

Und dann gibt es diese Momente, in denen sie uns zeigen, dass das Leben sowohl in Zeitlupe als auch im Schnellvorlauf laufen kann. Auf der einen Seite die entschleunigten Augenblicke: Eine Ameise, die einen Stock über den Weg trägt, kann zum Highlight des Tages werden. Da bleiben wir stehen, beobachten und staunen, wie viele kleine Wunder es gibt, die uns sonst gar nicht auffallen würden. Aber auf der anderen Seite gibt es die Momente, in denen das Leben nur so an uns vorbeiflitzt. Wie zum Beispiel im Wald, wenn sie einen Berg hinunterrennen, als gäbe es keinen Morgen, während Mama und Papa von oben verzweifelt „LANGSAM!“ hinterherbrüllen. Kinder leben im Moment – voller Vertrauen, dass ihre kleinen Beine sie schon tragen werden, egal wie wackelig es aussieht.

Kinder sind wahre Meister darin, uns mit Fragen zu überraschen, die uns Erwachsene ganz schön ins Grübeln bringen. Da sitzt du beim Frühstück und plötzlich kommt die Frage: „Wo waren Charlotte und ich, als du und Papa geheiratet haben?“ – und du überlegst fieberhaft, wie man das kindgerecht erklärt, ohne in eine wilde Diskussion über die Chronologie des Lebens zu geraten. Oder wie wäre es mit „Was ist eine Grenze?“ – während du versuchst, einer 4- und einer 2-Jährigen die Komplexität der Welt verständlich zu machen, ohne dass es in eine Vorlesung über politische Geografie ausartet.

Und dann die Klassiker: „Warum ist es morgens jetzt so dunkel?“ Da stehst du da und denkst: „Tja, wie erkläre ich jetzt Jahreszeiten, die Erdrotation und den Sonnenstand so, dass es meine Kinder verstehen?“ Die Herausforderung besteht nicht nur darin, die Antworten zu finden, sondern es so zu erklären, dass es für die Kleinen auch Sinn ergibt. Das ist manchmal eine wahre Meisterleistung!

Kinder stellen uns auf die Probe. Sie fordern uns mit ihrer unermüdlichen Neugier heraus, die Welt neu zu durchdenken, und sie zwingen uns, die kompliziertesten Themen so herunterzubrechen, dass auch ein 4- und ein 2-jähriges Kind sie verstehen kann. Ob es um die Dunkelheit am Morgen oder die großen Lebensfragen geht – sie bringen uns dazu, die Dinge mit anderen Augen zu sehen und unsere Antworten mit Liebe und Fantasie zu gestalten.

Kinder stellen uns nicht nur mit ihren Fragen zur Geografie und den Jahreszeiten auf die Probe – sie haben auch diese tiefen, großen Fragen, bei denen wir als Erwachsene manchmal selbst ins Stocken geraten. Doch für sie gibt es oft gar keinen Zweifel, keine Unsicherheit. Für meine Kinder ist es beispielsweise überhaupt nicht die Frage, ob es Gott gibt oder nicht. Für sie ist das eine Selbstverständlichkeit. Sie wissen fest: Opa Werner spaziert jetzt nach seinem Tod im Himmel mit unserem verstorbenen Hund „Shimi“. Es ist für sie klar wie der Tag, dass sie ihn und „Shimi“ eines Tages wiedersehen – bei Gott, im Himmel, wo sich alle nach dem Tod treffen. Und wenn man stirbt, schaut man von oben zu, behütet seine Liebsten und sorgt dafür, dass es ihnen gut geht.

Diese kindliche Gewissheit bringt uns oft zum Staunen. Während wir manchmal noch mit den großen Lebensfragen hadern, gehen Kinder so unbeschwert davon aus, dass es einen Ort gibt, an dem alles seinen Platz findet – auch die Menschen, die wir verloren haben.

Ihr Glaube daran, dass man selbst nach dem Tod noch irgendwie da ist, hinschauen und auf die Lebenden aufpassen kann, ist so fest verankert, wie der Glaube an den Weihnachtsmann oder daran, dass der Himmel blau ist.

Es ist faszinierend, wie Kinder Themen wie Leben und Tod so selbstverständlich und mit einem tiefen Vertrauen in ihre Welt integrieren. Sie leben nicht nur intensiv im Hier und Jetzt, sondern haben auch diesen beruhigenden Glauben, dass das Leben nach dem Tod weitergeht. Diese Gewissheit, die ihnen Sicherheit und Geborgenheit gibt, ist ein weiterer Beweis dafür, dass Kinder uns nicht nur durch ihre Fragen und ihr Staunen, sondern auch durch ihre Sicht auf die großen Dinge des Lebens unglaublich bereichern.

Und das Beste? Kinder sind von Anfang an kleine Individuen. Schon von klein auf haben sie ihren eigenen Kopf, eigene Vorlieben und eine ganz eigene Sicht auf die Welt. Sie erinnern uns daran, dass es okay ist, Fehler zu machen. Denn nur durch das Treffen von Entscheidungen – auch mal den falschen – lernen sie, die richtigen zu finden. Ob es darum geht, im Prinzessinnen-Kostüm zur Kita zu marschieren oder sich beim Spazierengehen für den großen, 1kg schweren Stein zu entscheiden und dass dieser auch dringend mitmuss – all das sind wertvolle Schritte auf dem Weg, die Welt zu verstehen.

Als Eltern dürfen wir ihnen dabei vertrauen und loslassen, anstatt ihnen immer den „richtigen“ Weg vorzugeben. Kinder zeigen uns, dass das Leben eine große, wilde und wunderschöne Spielwiese ist. Und ja, es gibt Stürze, Schrammen und auch Tränen – aber es gibt genauso viel Freude, Lachen und Abenteuer. Ihre unermüdliche Neugier und ihr Mut erinnern uns daran, dass wir niemals aufhören sollten, Neues auszuprobieren und uns an den kleinen Dingen des Lebens zu freuen. Denn am Ende des Tages schenken uns unsere Kinder nicht nur Liebe, sondern auch die Fähigkeit, die Welt wieder durch staunende Augen zu sehen.

Die bedingungslose Liebe, mit der Kinder in einer behüteten Familie aufwachsen, ist etwas, das wir oft für selbstverständlich halten. Aber dann kommt der Moment, in dem man sich bewusst macht, wie viele Kinder in Deutschland und weltweit diese Chance auf Sicherheit, Geborgenheit und Liebe nicht haben. Kinder, die nicht jemanden haben, der sie fragt, wie ihr Tag war, der ihre Tränen trocknet, wenn der Lego-Turm einstürzt, oder ihnen erklärt, warum der Himmel morgens dunkler ist. Und plötzlich fühlt sich das eigene Glück, so wunderbare, neugierige und geliebte Kinder zu haben, noch viel kostbarer an.

Es ist herzzerreißend zu wissen, dass viele Kinder keinen Opa haben, der im Himmel auf sie wartet, keinen Papa oder keine Mama, die sie bedingungslos lieben und beschützen. Aber das bedeutet nicht, dass wir hilflos sind. Im Gegenteil: Jeder von uns hat die Möglichkeit, etwas zu tun, um das Leben dieser Kinder ein kleines bisschen besser zu machen. Sei es durch Spenden an Organisationen wie SOS Kinderdorf oder UNICEF, die sich weltweit dafür einsetzen, dass Kinder in Not ein Zuhause, Bildung und vor allem Liebe finden. Oder durch etwas, das noch direkter ist: Aufmerksamkeit, Zugewandtheit und ein offenes Herz für die Kinder in unserer unmittelbaren Umgebung.

Manchmal braucht es nur ein freundliches Lächeln, ein kurzes Gespräch oder ein paar Minuten Zeit, um einem Kind das Gefühl zu geben, dass es gesehen wird, dass es wichtig ist. Vielleicht gibt es in deiner Nachbarschaft ein Kind, das sich danach sehnt, dass jemand seine Fragen hört oder seine Geschichten teilt. Vielleicht kannst du in unserer Gemeinde oder Schule einen kleinen Beitrag leisten, um Kinder zu unterstützen, die nicht so viel Glück hatten. Es geht darum, den Blick zu öffnen und sich bewusst zu machen, wie viel wir mit kleinen Gesten bewirken können.

Saskia Dunkel

Jeder Schritt, den wir in Richtung mehr Empathie und Fürsorge für die Kinder in unserer Welt machen, bringt uns ein Stück näher an eine Zukunft, in der jedes Kind die Chance hat, bedingungslos geliebt zu werden. Denn Kinder sind nicht nur die Hoffnung für morgen – sie sind auch die Verantwortung von heute.

Saskia Dunkel ist Presbyterin in der Ev. Gemeinde Dorp.

Die Vereinten Nationen begehen den Weltkindertag am 20. November als Internationalen Tag der Kinderrechte in über 145 Staaten. Es ist der Jahrestag, an dem die UN-Vollversammlung die Kinderrechtskonvention von 1989 verabschiedet hat. In Deutschland wird der Weltkindertag eher am 20. September ausgerichtet, aber auch das Kinderhilfswerk UNICEF greift den Termin Mitte November auf. Der Tag soll auf die besonderen Bedürfnisse der Kinder aufmerksam machen und Themen wie Kinderschutz und Kinderrechte in das öffentliche Bewusstsein bringen.

Ein Foto in dem Beitrag stammt wirklich aus dem Hause Dunkel. Die anderen Bilder sind zur Veröffentlichung erlaubte Kinder-Symbolbilder eines Texte- und Bilder-Serviceleisters für Gemeindebriefe.

Saskia Dunkel

pfarrbriefservice.de / Saskia Dunkel