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Das Geheimnis der Adventszeit bewahren.
Pfarrerin Raphaela Demski-Galla und die täglichen 30 Minuten Adventskalenderzeit.
„Mein Beruf ist für Weihnachtsvorfreude total gut“, sagt Pfarrerin Raphaela Demski-Galla. Die Dorperin und ihre Familie zelebrieren den Advent – samt Deko, Krippe, Adventskalender und der Weihnachtsbotschaft, „die niemals an Kraft verliert“.
Die Dose mit den Playmobilfiguren steht im Keller in der Abteilung „Weihnachtsdeko“. Darin liegen drei Könige und Hirten, Maria und Josef natürlich, die Krippe, das Kind und allerlei Tiere. Als Raphaela Demski-Galla im vergangenen Jahr zum Beginn der Adventszeit die große Deko-Kiste ins Wohnzimmer holte, begannen die Kinder zwischen all den Lichtern, Sternen und Engeln zu stöbern. Und unbemerkt widmete sich Jette (4) der Playmobildose. „Als ich die Figuren das nächste Mal sah, waren sie im ganzen Haus verstreut“, erzählt die Solinger Pfarrerin. Direkt im Wohnzimmer hatte Jette die Tiere rund um den kleinen Futtertrog platziert, Maria und Josef standen samt Esel in ihrem Kinderzimmer. Die drei Könige hatten einen Platz im Badezimmer gefunden. Und das Kind war verschwunden. Auf die verwunderte Nachfrage ihrer Mutter, was denn aus den ganzen Figuren geworden sei, antwortete Jette ganz ernst: „Die sind noch auf dem Weg.“ Für Raphaela Demski-Galla begann in diesem Moment der Advent. Ihre Große hatte es auf den Punkt gebracht. „Im Advent sind wir auf dem Weg“, sagt die Pfarrerin. „Und es ist mir wichtig, das Geheimnis dieser Zeit zu bewahren und gleichzeitig schon die Tage zu feiern.“
Die Playmobilfiguren dürfen bei Familie Demski-Galla zu Weihnachten nicht fehlen. Gemeinsam mit Ehemann Tobias und den Töchtern Jette (4) und Jule (2) zelebriert sie den Advent. „Mein Beruf ist für Weihnachtsvorfreude total gut“, sagt die 36-Jährige. Während viele andere weiterhin den Berufsalltag stemmen, verändert sich ihr eigener Alltag: Adventsfeiern und Liedernachmittage, festliche Gottesdienste und lichterreiche Veranstaltungen lösen das klassische Jahresprogramm ab. „Da trifft meine private Vorfreude auf Weihnachten auf die beruflichen Aufgaben“, erzählt sie. Und natürlich kenne sie auch den Stress in diesen Wochen, die Erwartungen der Menschen, die unzähligen Terminanfragen, drei Gottesdienste an Heiligabend. „Aber die Atmosphäre in dieser Zeit trägt sich selbst“, erlebt sie, „im Advent steckt die Vorfreude.“ Und die will sie auch mit ins heimische Wohnzimmer nehmen, in einen gemütlichen Nachmittag mit den Kindern und vor allem in die besonderen Abende, wenn es draußen dunkel geworden ist. Im Beruf sei sie im Advent immer die Botschafterin. „Zu Hause entdecke ich dann mit den Kindern die Vorweihnachtszeit nochmal neu.“
Dann pflegen sie kleine Traditionen und Rituale – vom Plätzchenbacken bis zum Schuheputzen vor dem Nikolaustag. Von den Adventskalendern im Flur bis zum großen Stoffweihnachtsbaum, den die Kinder jeden Tag neu schmücken. Ganz oben am Kühlschrank wartet schon der Weihnachts-Tonie auf seinen Einsatz: Die Kinder dichten gerne witzige Strophen zu den bekannten Weihnachtsliedern und lachen sich dann kaputt. „Dieses Jahr singe ich auch im Kinderchor beim Weihnachtsmusical mit“, erzählt Jette, „ich find Singen wirklich gut.“
Was das mit Weihnachten auf sich habe? „Da hat Jesus Geburtstag“, erzählt die Vierjährige, „und alle folgen dem Stern, um sich im Stall zu treffen.“ Manchmal spielt Jette, sie sei Maria und habe einen mühsamen Weg vor sich. Manchmal singt sie laut das „Gloria“ der Engel. „Weihnachten“, seufzt sie dann glücklich – und spricht ihrer Mutter aus der Seele. Abends sitzen die vier zusammen auf dem Sofa und nehmen sich eine halbe Stunde Zeit für die Geschichte im Adventskalender. Mit der Fortsetzungsgeschichte reisen die Kinder nach Bethlehem: Jedes Jahr gibt es eine andere Hauptfigur, die durch die Geschichte führt. Und nach jedem der 24 Kapitel heften die Kinder einen Aufkleber an die große Fensterscheibe im Wohnzimmer. „Hier wächst die Krippe“, erzählt die Pfarrerin, „und ich entdecke immer wieder, wie die Kinder die Fensterbilder neu platzieren. Als hätten sie sich nochmal Gedanken gemacht und seien zu neuen Schlüssen gekommen.“ Die Spannung ist an allen Ecken und Enden spürbar.
„Von wegen alle Jahre wieder“, sagt die Dorper Pfarrerin. „Die Weihnachtsbotschaft verliert überhaupt nicht an Kraft: Mit Jesus kam eine Möglichkeit in unsere Welt, Gott zu spüren und ihm nahezukommen. Gott wurde einer von uns, obwohl ihm die Wirte die Türe vor der Nase zuschlugen.“ Und dann erinnert sie an jenen Moment, in dem sich einer erbarmte und der hochschwangeren Frau und ihrem Mann einen Platz im Stall anbot. „Damit steht für mich der Advent dann auch jedes Jahr im Zeichen dieser Frage: Wo sind wir bereit, etwas anzubieten für Menschen, die etwas brauchen?“ Das Playmobil-Jesuskind tauchte im vergangenen Jahr übrigens wieder auf. An Heiligabend. Da lag es plötzlich zwischen den Tieren im Wohnzimmer – umgeben von all den Figuren, die dazu gehören. Und Jette stand daneben und strahlte.
Theresa Demski
Die Geschichte „Das Geheimnis der Adventszeit bewahren“ ist Teil der kürzlich erschienenen 19. Ausgabe des Evangelischen Elternmagazins „Zehn14“. Das Magazin bietet Wissens- und Lesenswertes zu Erziehungsfragen und Glaubensthemen. Der Beitrag ist auch auf den Seiten der Ev. Kirche im Rheinland erschienen. Der Autorin und der Landeskirche danken wir für die Genehmigung der weiteren Veröffentlichung auf den Dorper Gemeindeseiten.
Theresa Demski
Theresa Demski