Wir brauchen Mut und Geist zur Veränderung.

"Klingenkirche 2030": Warum das Zusammenwachsen Solinger Gemeinden unumgänglich ist. Infoabend 15.3.

Von Pfarrer Joachim Römelt

Es ist überdeutlich: Unsere Kirche muss sich in Bewegung setzen und sich verändern. Nicht nur aufgrund sinkender Mitgliedzahlen und zurückgehender Finanzmittel; oder aufgrund der Tatsache, dass immer weniger junge Menschen Pfarrer:in werden möchten – also auch unsere Kirche ein echtes Nachwuchsproblem hat. Sondern auch, weil unsere Welt und unsere Gesellschaft sich verändern. Und sich damit auch die Angebote und Aktionsformen unserer Gemeinde wandeln müssen.

Deshalb hat der Kirchenkreis Solingen schon vor längerem einen Prozess in Gang gesetzt, der sich „Klingenkirche 2030“ nennt. Bis zum Jahr 2030 sollen die zehn Solinger Gemeinden stärker zusammenarbeiten und ihre Arbeit aufeinander abstimmen. Und zwar in drei sogenannten „Kooperationsräumen“: In einem dieser Kooperationsräume werden die Gemeinden Ohligs, Rupelrath und Merscheid stärker zusammenrücken, in einem zweiten die Gemeinden Wald, Ketzberg und Gräfrath. Der dritte Kooperationsraum besteht aus den Gemeinden Lutherkirche, Stadtkirche, Widdert und Dorp, den sogenannten „Kleeblattgemeinden“. Hier arbeiten wir schon länger in bestimmten Bereichen zusammen.

Gemeinden im ev. Kirchenkreis Solingen

Bei „Klingenkirche 2030“ geht es aber nicht nur darum, im dem einen oder anderen Bereich zu kooperieren. Es geht darum, in Zukunft gemeinsam zu planen, welche Stellen besetzt und welche Gebäude erhalten werden sollen. Hatte bisher jede Gemeinde eine oder mehrere eigene Pfarrstellen, werden in Zukunft mehrere Gemeinden Pfarrstellen gemeinsam unterhalten. Der Hintergrund: Schon bald werden manche Gemeinden eine freigewordene Pfarrstelle nur noch halb oder in noch geringerem Umfang wiederbesetzen können. Eine 35- oder 50-Prozent-Stelle wird aber für die meisten jungen Theolog:innen nicht auskömmlich oder einfach unattraktiv sein. Tun sich aber Gemeinden zusammen, können sie gemeinsam eine Stelle anbieten, die für junge Pfarrer:innen interessant ist.

Was für die Pfarrstellen gilt, betrifft ebenso die anderen Arbeitsbereiche: Kirchenmusik, Kinder- und Jugendarbeit, Diakonie und die Arbeit der evangelischen Kindertagesstätten. Auch hier werden die zehn Gemeinden in Zukunft nicht mehr allein entscheiden und handeln können. Wir werden gemeinsam planen müssen: Wie viele Stellen brauchen wir – und wie viele können wir finanzieren? Mit welchem Schwerpunkt sollen Kantor:innen und Jugendleiter:innen in Zukunft an welchen Stellen arbeiten? 

Für all diese Bereiche hat der Kirchenkreis Arbeitsgruppen eingesetzt, die sich über diese Fragen Gedanken machen. In diesen AGs arbeiten Menschen aus allen zehn Gemeinden eng zusammen.

Im Grundsatz hat unsere Kreissynode bereits mit großer Mehrheit beschlossen, dass wir diesen Weg gehen werden. Aber es ist wie immer: Der Teufel steckt im Detail. „Klingenkirche 2030“ eröffnet Chancen, die unsere Kirche zukunftsfähig machen werden. Dieser Prozess ist aber auch mit Vorbehalten und Ängsten verbunden. Wie wird das, wenn unsere Gemeinde nicht mehr alleine über ihre Arbeit entscheidet? Wenn bei Stellen und Gebäuden plötzlich andere mitreden – und man sich einigen muss? Was wird aus dem eigenen Gemeindekonzept, das mit viel Mühe entwickelt worden ist und sich gut bewährt hat? Was geschieht, wenn manche Arbeitsbereiche von Menschen mitverantwortet werden, die vielleicht andere Vorstellungen von dieser Arbeit haben?

Diese Sorgen und Ängste sind verständlich. Und nur, wenn wir offen und ehrlich mit ihnen umgehen, werden wir sie zerstreuen oder zumindest beruhigen können – und weiterkommen. Klingenkirche 2030 braucht Mut. Und bedeutet viel Arbeit. Aber wir sind überzeugt, dass sich diese Mühe lohnt. Und dass es gut ist, mutig und zuversichtlich diese Arbeit anzugehen. Denn es liegt im Wesen unserer Kirche, dass sie „immer wieder zu reformieren“ ist (ecclesia semper reformanda), wie die Reformatoren gesagt haben. Und Christsein bedeutet nicht, für immer am selben Ort in festen Mauern zu wohnen. Sondern sich aufzumachen und unterwegs zu sein. In der Gewissheit, dass Gott mitgeht. Und seinen Geist zu jedem guten Aufbruch und Vorhaben mitgibt. Deswegen arbeiten wir in Dorp gerne mit unseren Nachbarn an „Klingenkirche 2030“. Eine schon in diesem Jahr sichtbare Frucht wird das Tauffest sein, wenn wir am 4. Juni gemeinsam unter freiem Himmel im Müngstener Brückenpark feiern.

Wir bitten Sie: Unterstützen und begleiten Sie den Prozess „Klingenkirche 2030“ mit Ihrem Wohlwollen und Ihrem Gebet! Und lassen Sie uns mit Mut und Zuversicht weitergehen!

Der Meinungsbeitrag von Jo Römelt ist auch im aktuellen Gemeindebrief „leben & erleben“ abgedruckt.

Am Mittwoch 15. März um 18 Uhr informiert der Kirchenkreis Solingen im Bürgersaal der Stadtkirche über die Auswirkungen von „Klingenkirche 2030“. Mehr dazu hier.

 Joachim Römelt

Kirchenkreis SG, Gemeinde Dorp, Pixabay