Duo „Sing Your Soul“ begeistert mit Musettewalzern.

Swingklassiker der Tanzmusik auf Akkordeon und Klarinette füllen die Dorper Kirche vor vollem Haus.

Ausdrucksstarke Akkordeonmusik mit Klarinette ertönte am Sonntagabend in der nach langer Zeit wieder vollbesetzten Dorper Kirche. Das Duo „Sing Your Soul“ mit Meike Salzmann am Konzertakkordeon und Ulrich Lehna mit mehreren Klarinetten, das bereits 2021 in der Pandemiezeit in der Dorper Kirche mit Kleszmer und Tango zu hören war, kam auf seiner dreimonatigen Tournee durch Deutschland wieder in die Südstadt. Die musikalische Hausherrin, Kantorin und Kirchenmusikdirektorin Stephanie Schlüter, freute sich über das aus Eckernförde stammende Duo mit seinem Repertoire „Musette meets Swing“.

Das Akkordeon ist 1829 in Wien erfunden worden, erzählte Meike Salzmann. Schon 1829 entstand in Paris der Musettenwalzer mit seinen schnellen, aneinandergereihten Triolen und dem immergleichen Schluss. Die Musette versetzt einen in die Cafés und an die Seine in Paris und ist untrennbar mit Frankreich verbunden. In Dorp erklangen dann auch raumfüllend das berühmte „Unter den Dächern von Paris“ und Melodien von Edith Piaf. Der Musettenwalzer hat es daneben bis zur Erkennungsmelodie der Krimiserie „Kommissar Maigret“ geschafft.

Das Akkordeon hat sich zu einem vielseitig einsetzbaren Instrument entwickelt. Berühmt sind die italienischen Akkordeons, die alle in dem an der Adria liegenden italienischen Städtchen Castelfidardo bei Ascona produziert werden. Meike Salzmann erklärte in der Dorper Kirche die Entstehung des Akkordeons und warum es so vielseitig klingt und in der Konzertpraxis eingesetzt werden kann. Während die rechte Hand die Melodie auf klavierähnlichen Tasten spielt, lassen sich mehrere „Chöre“, verschiedene Stimmen, aus dem Instrument hervorholen. Außerdem findet das Akkordeon auch als „Schifferklavier“ in der Seemannsmusik und als kleines Bandoneon im Argentinischen Tango Verwendung.

Besonders freute sich das überwiegend ältere Publikum an diesem Abend über die schwungvollen Swing-Melodien, die auf den Swing- und Jazzmusiker Hugo Strasser (gestorben 2016) und Bert Kaempfert (gestorben 1980) zurückgehen. Bei vielen Besucherinnen und Besuchern in der Dorper Kirche wurden Erinnerungen an ihre Tanzschulzeit wach, erkennbar an im Takt mitwippenden Füßen und großem Beifall zwischen allen Musikstücken. Denn Strasser hat Generationen von Tänzerinnen und Tänzern mit seiner „Tanzplatte des Jahres“ musikalisch geprägt, die von 1966 bis 1996 für die Tanzmusikszene in Deutschland und darüber hinaus eine feste Größe war.

Marcus Nicolini

Marcus Nicolini / „Sing Your Soul“