Bianca Otto: „Kinder haben ein Recht auf eine gute Zukunft!“

Dorper Kita-Leiterin mit Gedanken zum Weltkindertag am 20. September „Gemeinsam für Kinderrechte“.

Kinderrechte – das klingt zunächst erstmal nach einem kalten juristischen Begriff. Tatsächlich hat der Begriff einen juristischen Ursprung: Am 20. November 1989 wurde die sogenannte UN-Kinderrechtskonvention von der UN-Generalversammlung angenommen. Diese Konvention regelt das Zusammenleben von Staat und Kind, aber auch das Zusammenleben von uns Erwachsenen mit Kindern. Seit fast einem Vierteljahrhundert setzen sich die Vereinten Nationen also für die Rechte von Kindern und Jugendlichen ein.

Kinderrechte spielen auch in unserem Alltag eine zentrale Rolle. Sie bedeuten, ein Kind als vollwertigen Menschen mit all seinen Bedürfnissen zu respektieren und zu achten, es eigene Entscheidungen treffen zu lassen und es mit den Konsequenzen seiner Handlungen vertraut zu machen. Diese selbständigen Entscheidungsmöglichkeiten sollten natürlich dem Alter und dem Entwicklungsstand des Kindes angepasst sein. Das fängt bei uns in der Kindertagesstätte (Kita) in Dorp schon im Kleinen an, wenn die Kinder selbst entscheiden, wovon sie sich wieviel zum Essen nehmen, ob sie überhaupt frühstücken wollen, wann sie auf die Toilette gehen, oder wo und mit wem sie gern spielen möchten. Solche Dinge mögen im ersten Moment nebensächlich erscheinen, sind aber essenziell für die Entwicklung des Kindes zu einem eigenständigen und verantwortungsvollen Erwachsenen. Und das ist eben auch ein Kinderrecht, den Kindern zu ermöglichen, genau diese Entwicklung zu machen, indem man ihnen gerade bei Dingen, die ihnen wichtig sind und deren Konsequenzen sie einschätzen können, Entscheidungsfreiheit gibt.

Das wichtigste Kinderrecht in der Erziehung ist aber wohl das Recht auf Gewaltfreiheit. Heute scheint es offensichtlich, dass Kinder eine gewaltfreie Erziehung erhalten müssen. Allerdings ist körperliche Gewalt in der Erziehung beispielsweise in Deutschland erst seit dem Jahr 2000 strafbar. Aber Gewalt äußert sich nicht nur in der körperlichen Verletzung der Kinder. Gewalt kann auch psychisch sein. Auch das Schreien, Drohen oder Ausnutzen von Macht durch den Erwachsenen ist Gewalt und kann als solche auch schlimme Folgen für das Urvertrauen der Kinder haben. Für das Aufwachsen eines Kindes ist das Urvertrauen, das Kinder ihren Eltern entgegenbringen, einer der wesentlichen Bausteine für eine glückliche Kindheit und ein gesundes Erwachsenenleben. Daher ist besonders wichtig, die Ansichten und Bedürfnisse des Kindes wahrzunehmen und zu respektieren.

Wir, als Kindertagesstätte, sehen es als eine unserer wichtigsten Aufgaben, Eltern so gut es geht in diesem Prozess zu unterstützen. Dabei ist es wichtig, den Eltern gut zuzuhören, ihre Sorgen und Nöte zu verstehen und mit ihnen gemeinsam Lösungsmöglichkeiten und Hilfen zu suchen. Oft stehen viele Eltern in der heutigen Zeit sehr unter Stress und Druck. Wenn wir es schaffen, diese Spannung aus den Familien zu nehmen, geht es sehr oft auch den Kindern besser und den Eltern gelingt es eher, die Bedürfnisse ihrer Kinder wahrzunehmen und ihnen eigene Entscheidungen zuzutrauen und diese auch auszuhalten.

Kinderrechte haben aber traurigerweise noch eine andere Dimension. Trotz Wirtschaftswachstum und sinkender Arbeitslosigkeit steigt die Kinderarmut seit Jahren an. Besonders betroffen sind Kinder, die in Familien mit einem alleinerziehenden Elternteil leben. Zu Kinderrechten gehört also auch, diesen Kindern eine Lebensperspektive zu bieten und ihnen ein lebenswertes Leben zu ermöglichen. Glücklicherweise gibt es hier die Möglichkeiten von vielfältigen Unterstützungen, so dass alle Kinder die Möglichkeit haben, an Bildungseinrichtungen, an einem gemeinsamen Mittagessen, an Sport und Kultur teilzunehmen. Das ist deshalb besonders wichtig, weil das soziale Miteinander mit Gleichaltrigen wichtig für das Recht des Kindes auf Bildung und seine Entwicklung ist.

Doch alleine damit ist es leider nicht getan. Mindestens genauso wichtig, wie Zeit mit Gleichaltrigen verbringen zu können, ist für das Kind aber Zeit im Familienverbund zu verbringen. Damit ist die Sicherung von Kinderrechten eben auch untrennbar verbunden, mit einer guten Familienpolitik. Denn Kinder müssen auch in einem Umfeld aufwachsen, das eine gute Kindesentwicklung überhaupt ermöglicht. Das bedeutet unter anderem auch, sicherzugehen, dass Familien mit Kindern genügend Wohnraum zur Verfügung steht. Es bedeutet, dass den Kindern auf gepflegten und attraktiven Spielplätzen genügend Bewegung ermöglicht wird. Es heißt aber auch, die Eltern so weit zu unterstützen, dass sie genügend Zeit und Kraft für ein schönes Familienleben aufbringen können.

In der Dorper Kita können wir zwar die Kinder so gut es geht dabei unterstützen, zu ihren Rechten zu kommen. Aber letzten Endes ist die Umsetzung von Kinderrechten eine Sache, die Familien, Politik und Bildungseinrichtungen wie z. B. die Kindertagesstätten oder Schulen gemeinsam umsetzen müssen.

In den vergangenen Jahren haben uns die Kinder und Jugendlichen immer wieder gezeigt, dass ihnen ihre Rechte und ihre Zukunft sehr wichtig sind und sie sich große Sorgen um ihre Zukunft machen. Wir als ältere Generation, die über das Leben und die Zukunft dieser Generationen entscheidet, haben die Pflicht ihnen gut zuzuhören und unser Handeln nicht nur an unseren Bedürfnissen auszurichten, sondern vor allem auf die Bedürfnisse der jüngeren Generation einzugehen. Ihnen gehört die Zukunft. Und sie haben ein Recht auf eine gute Zukunft mit einer friedlichen und gesunden Erde. Dass unsere Kinder diese Chance für ihr Leben bekommen, liegt in unserer Verantwortung. Denn Kinderrechte sind auch Menschenrechte, und auch, wenn es den Kindern hier in Deutschland im Verhältnis doch recht gut geht, gibt es noch einiges zu tun.

Bianca Otto ist Leiterin der Kindertagesstätte Dorp und Presbyterin unserer Kirchengemeinde

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Bianca Otto

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Kita Dorp / Zeichnung: Dt. Kinderhilfswerk