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„Leuchten! Sieben Wochen ohne Verzagtheit.“
Gedanken von Pfarrer Jo Römelt zum Beginn der Fastenaktion am 22. Februar.
Seit 40 Jahren gibt es in der Passionszeit die Aktion „7 Wochen ohne“. Sie regt dazu an, auf Haltungen und Verhaltensweisen zu verzichten, die unserer Lebendigkeit im Wege stehen und Wachstum verhindern.
Schon immer haben Menschen in der Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostersonntag gefastet. Früher stand in der Fastenzeit Fleisch nicht auf dem Speiseplan. In den letzten Jahrzehnten sind andere Dinge hinzugekommen, auf die verzichtet wird: Alkohol, Zigaretten, Süßigkeiten, Fernsehen, Autofahren, … Was auch immer zur vertrauten Gewohnheit geworden sein mag, wird von vielen Menschen in dieser besonderen Zeit bewusst weggelassen.
Motive dafür gibt es mehrere. Manche:r möchte diese Zeit vor Ostern anders gestalten, um sich den Leidensweg Jesu bewusst vor Augen zu führen. Für ihn/sie ist „7 Wochen ohne“ ein Stück Mitgehen auf dem Weg zum Kreuz. Andere möchten in dieser Zeit prüfen, wie unabhängig sie von ihren liebgewordenen Gewohnheiten sind. Kann ich auf das Glas Bier oder Wein am Abend verzichten? Oder fehlt mir da mehr als mir lieb ist? Wie sieht der Abend aus, wenn keine Netflix-Serie läuft? Oder das Handy mal nicht im Raum ist?
Mehr innere Freiheit gewinnen, das eigene Leben „entschlacken“ und vereinfachen – das ist vielen Menschen in den Wochen zwischen Karneval und Ostern wichtig.
Der Aktion „7 Wochen ohne“ geht es um innere Veränderungen, um die Erlaubnis, eigene Muster wahrzunehmen und loszulassen. Nicht nur den eigenen Konsum zu verändern, sondern sich zu erlauben, eingefahrene Spuren zu verlassen.
Auch in diesem Jahr drückt das Motto der Fastenaktion „Leuchten! Sieben Wochen ohne Verzagtheit“ ein weit gefasstes Verständnis von „Verzicht“ und „Fasten“ aus. Es erinnert an Jesu Einladung und Aufforderung in der Bergpredigt: „Lasst Euer Licht vor den Menschen leuchten! Stellt es nicht unter einen Scheffel, da sieht es doch keiner! Ihr seid doch das Licht der Welt – zeigt das auch!“ (Matthäus 5,16-18)
Ich persönlich finde diese Weite der Möglichkeiten schön – und evangelisch. In den Kirchen der Reformation gab und gibt es bewusst keine Pflicht zu fasten. In den ersten Jahren der Reformation war Fasten eher verpönt, weil es als Versuch verstanden wurde, Gott gegenüber eine „Leistung“ zu erbringen. Heute werden die Chancen des Fastens wieder stärker gesehen. Jede:r kann selbst entscheiden, ob er/sie einen Fastenweg in der Passionszeit gehen möchte oder nicht.
Ich selbst werde in diesem Jahr weitgehend auf Wein und Knabberzeug am Abend verzichten. Das Handy öfter zur Seite legen. Und gleichzeitig schauen: Was hindert mich daran, zu „leuchten“? Meine Haltung, vielleicht auch meinen Glauben offen zu zeigen, ohne ihn anderen aufzudrängen? Ich möchte die Schönheit all dessen stärker aufleuchten lassen, was Gott mir schenkt.
Und damit vielleicht auch andere verlocken, sich diese Schönheit zu gönnen.
Jo Römelt
Marcus Nicolini, privat & 7WochenOhne/GettyImages