Zwei Jahre Technik-Team und (live-) Streams aus Dorp.

Interview mit Teamleiter Stephan Hergert.

Am 15. März ist es zwei Jahre her, dass der YouTube-Videokanal „Evangelisch Dorp“ startete. Dem Channel folgen inzwischen über 370 Menschen im Abonnement. Anfang März waren 265 Videos bzw. Live-Streams dort hochgeladen. Darunter sind 90 Gottesdienste, 33 Kindergottesdienste mit Jana Vierschilling und 21 „Spezialitäten“ wie die Abendandacht „Frieden ist kein Traum“ zu 70 Jahren Kriegsende am 8. Mai 2020. Während anfangs noch laienhaft mit dem eigenen Handy aufgezeichnet und zeitversetzt auf der Plattform YouTube hochgeladen wurde, professionalisierte sich die Dorper Veranstaltungstechnik in der Dorper Kirche massiv. Bis zu drei manuell bediente und – ganz neu – zwei vom Mischpult aus gesteuerte Kameras erfassen das Geschehen in der Dorper Kirche aus verschiedenen Blickwinkeln. Damit Gottesdienste und neue Formate wie „Worship2Go“ live gesendet werden können, braucht es ein Technik-Team mit Regieleitung, bis zu drei Kameraassistent:innen und einem Tontechniker, bei aufwändigeren Produktionen auch schon mal mehr.

Treibende Kraft und Organisator des Technik-Teams ist seit zwei Jahren das Dorper Presbyteriumsmitglied Stephan Hergert. Wir haben ihn für die „Dorper Innenansichten“ nach seinen Erfahrungen befragt.

Erinnerst du dich noch an den Start vor zwei Jahren? Wie war das damals?

Als am Freitag, den 13. März 2020 offiziell klar wurde, dass am folgenden Sonntag der letzte Präsenzgottesdienst stattfinden durfte, mussten wir uns schnell überlegen, wie es weitergehen kann. Auf Dorper Gottesdienste verzichten wollte niemand. Also kaufte ich mir noch am Samstag ein Handy-Stativ und streamte am Sonntag mit dem Smartphone über den vorhandenen Facebook-Kanal „Dorper Kirche“. Dieses erste Video – mit viel Hall aus der Kirche – war so der Grundstein für den neu erstellten YouTube-Kanal.

Heute ist die Technik in der Dorper Kirche mindestens halbprofessionell. War es ein weiter Weg, bis hierhin zu kommen?

Allerdings! Anfangs gab es ja nur mein Smartphone und mich, heute ein kleines Fernsehstudio und ein motiviertes Team. Den ganzen Sendebetrieb mussten wir ja selbst konzipieren, immer wieder ausprobieren und anpassen. Da haben wir schon so manche Stunde in der Kirche verbracht.

Woher kommen die Menschen, die Sonntag für Sonntag Mikrofone eingerichtet, Kameras bedient, den Ton ausgesteuert und die Reihenfolge der Bilder festgelegt haben – und es noch tun?

Die waren überraschenderweise alle schon da, nur noch nicht an dieser Stelle. Angefangen von talentierten Schüler:innen und Studentinnen über den kurzarbeitenden Veranstaltungstechniker bis hin zum Foto-affinen Pensionär. Nicht zu vergessen die Presbyterinnen, die die Liedtexte im richtigen Moment einblenden. Offensichtlich fehlte bis dahin ein solches Angebot, das junge wie alte Technik-Interessierte einbindet.

Was waren in den zwei Jahren die größten Flops und die schönsten Erfolge?

Flops waren höchstens die technischen Pannen. Das ist auch gerade für uns ärgerlich, wenn die guten Inhalte nicht gut rüberkommen. Dann hilft das augenzwinkernde Motto: „Wir machen alle Fehler, aber jeden nur einmal.“ Und es beim nächsten Mal besser machen.
Schönste Erfolge – Neben einzelnen Highlights, bei denen wir viele positive Rückmeldungen aus der Gemeinde und quer durch Europa bekommen, empfinde ich das konstant hohe Interesse an den Gottesdiensten und Spezialitäten als andauernden Erfolg, der aber nicht unser Verdienst ist. Auch das fröhliche gegenseitige sich Anspornen im Team ist ein Erfolg mit freundlicher Unterstützung von ganz oben.
Schön finde auch, dass wir Dorper auch immer wieder unsere Geräte und Erfahrungen anderen Gemeinden und Werken zur Verfügung stellen können. Dann merke ich, dass wir offensichtlich viel richtig machen.

Kannst du sagen, wieviel Geld die Gemeinde in die Anschaffung und ständige Modernisierung der Technik investiert hat und was ihr alles angeschafft habt?

Zum Glück hatten wir bereits eine gute Ausstattung an Tontechnik, sodass wir uns auf Licht und Bildtechnik konzentrieren konnten. Insgesamt haben wir rund 10.000 € in LED-Scheinwerfer, Lichtpult, Kameras, Videomischpult, Internetverbindung, weitere Mikrofone, Stative, Adapter und etliche Meter Kabel investiert. Gott sei Dank wurde ein Großteil der Summe durch Stiftungen und Spenden übernommen.

Welchen Stellenwert haben die YouTube-Streams, ob live verfolgt oder zeitversetzt angeschaut, im Angebot der Dorper Gemeinde?

Inzwischen hat sich der Dorper YouTube-Kanal zu einem digitalen Anbau der Dorper Kirche entwickelt, mit dem wir Menschen erreichen, die wegen Corona oder anderer Gründe nicht in die Kirche kommen. Einerseits sitzen sonntags regelmäßig 40 bis 60 Menschen zu Hause oder unterwegs vor ihren Geräten und feiern live mit. Andererseits werden gerade bei Konzerten immer wieder Menschen außerhalb der Gemeinde auf unsere guten Inhalte aufmerksam und kommen danach zu anderen Streams wieder.

Man hat den Eindruck, die Dorper Kirche mit dem Technikbereich ist dein zweites Wohnzimmer. Hand aufs Herz: Hast du dir schonmal gewünscht, sonntags ausschlafen zu können und keinen Dienst zu haben?

In der Tat war ich in meinem Leben noch nie so oft im Gottesdienst wie in den letzten zwei Jahren (lacht). Zum Glück haben wir mit „Worship2Go“ ein reines Online-Format, was uns einen sendefreien Sonntag im Monat verschafft. Auch in den Ferien gab es mal ein, zwei Sonntage keinen „frischen“ Gottesdienst. Dafür aber jede Menge Aufzeichnungen aus den letzten Wochen.

Gibt es etwas, das du deinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern in der Technik sagen möchtest?

Normalerweise rede ich direkt mit dem Team (grinst). Aber es dürfen gerne alle wissen: „Liebes Technik-Team, ohne euch wäre das alles nicht in so hoher Qualität möglich. Ihr seid die professionellsten Amateure weit und breit. Gerne weiter so!“

Gibt es noch Wünsche an neue Technik – eine Seilkamera („Spidercam“) beispielsweise?

Zum Glück sind wir mittlerweile recht gut ausgestattet. In der Tat stehen noch ein Intercom-System [System zur Übermittlung von Anweisungen aus der Bildregie an die Kameraleute mit Gegensprechmöglichkeit, Anm.], ein Rotlicht-System für aktive Kameras [damit Pfarrer/in und Musiker:innen sehen, welche Kamera gerade aufnimmt, Anm.] und ein aufgeräumter Video-Tisch auf dem Wunschzettel. Vielleicht gibt es ja zum Jahrestag Geschenke (lacht).

Wird es auch künftig – nach Corona – noch YouTube-Streams von eurem Kamerateam geben?

Keine Ahnung, wann Corona vorbei sein wird, ich würde es eher vom Zuspruch abhängig machen. Bis dahin werden wir vielleicht etwas seltener senden, dafür aber immer wieder das ein oder andere Highlight dabei haben.

Bekommt ihr genügend Menschen aus Dorp zusammen, um auch künftig das Technik-Team vorhalten zu können?

Ich hoffe schon, auch wenn wir Gott sei Dank nach zwei Jahren immer noch motiviert sind. Trotzdem möchte ich gerne neue engagierte Menschen dazugewinnen. Ich freue mich jedenfalls über alle, die Lust auf gutes Fernsehen aus Dorp haben.

Zur Person: Stephan Hergert (51) ist seit fast 20 Jahren IT-Systemadministrator bei der Vereinten Evangelischen Mission in Wuppertal. Der gelernte Radio- und Fernsehtechniker ist mit der Dorper Kantorin Stephanie Schlüter verheiratet und hat drei Kinder. Stephan Hergert ist stv. Vorsitzender des Dorper Presbyteriums.

Das Technik-Team besteht derzeit aus Stephan Hergert, Axel Visser, Christian Otto, Jana Vierschilling, Klaus Hagner, Laura Wegner, Marc Grethlein, Michael Giebisch und Rolf Uthemann, die alle ehrenamtlich ihren Dienst tun. Dazu kommen noch einige Presbyterinnen für die Liedtext-Projektion, Springer:innen sowie Schüler:innen und Konfirmand:innen im Rahmen von Projekten.

Der YouTube-Channel „EvangelischDorp“: https://youtube.com/c/EvangelischDorp verzeichnet über 75.000 Aufrufe. Spitzenreiter ist die an Heiligabend 2020 ausgestrahlte Aufzeichnung des Kinder-Musicals „Der Stern von Bethlehem“ mit 2.225 Aufrufen, gefolgt vom Liederabend „Ich sing dir DEIN Lied“ der Dorper Kantorei unter Stephanie Schlüter am 16. Mai 2020 mit Dorper Lieblingsliedern, denen 1427 Menschen zuhörten. Auf Platz drei rangiert der für Heiligabend 2020 vorab aufgezeichnete Gottesdienst mit Pfarrer Jo Römelt mit 1273 Aufrufen, bei denen der Chorgesang wegen des Pandemielockdowns von einzeln aufgezeichneten Videosequenzen von Sänger:innen der Dorper Kantorei kam, die in kleinen Kacheln neben- und untereinander von Stephanie Schlüter zusammengeschnitten wurden.

Das Interview führte Marcus Nicolini

Marcus Nicolini