"Tag der Seenotretter" (1): Menschen in Not im Mittelmeer helfen.

„Solingen hilft e.V.“ um den Arzt Dr. Christoph Zenses, die Gemeinde Dorp und Solingens Bürgermeisterin Ioanna Zacharaki erinnern am „Tag der Seenotretter“ am 31. Juli an das Schicksal von in Seenot geratenen Menschen in Südeuropa. Zwei Gastbeiträge verdeutlichen die humanitäre und politische Dimension der Hilfe aus Seenot im Mittelmeer und der aus ihren Heimaten flüchtenden Menschen. Und wir geben Hinweise, wie man konkret helfen und spenden kann.

Mittelmeer: Menschen in Not weiter die Hand reichen.

Von Christoph Zenses und Barbara Eufinger

Das schwere Bootsunglück am 14. Juni vor der Südküste Griechenlands mit vermutlich über 600 Toten ist erneut ein Tiefpunkt im Umgang mit den Menschen, die vor Hunger, Folter und Krieg fliehen. Auf den Fluchtrouten über das Mittelmeer sind im ersten Halbjahr dieses Jahres so viele Migrant:innen gestorben wie seit 2017 nicht mehr. 1874 Menschen kamen um oder werden vermisst, wie aus Daten des „Missing Migrants Projekt“ der UN-Organisation für Migration (IOM) hervorgeht.

Leben im Lager: Warten auf Ablehnung oder Annahme. Manchmal mehrere Jahre lang.

„Sea-Watch“ hat sich als zivile Seenotrettungsorganisation als Reaktion auf das willentliche Versagen der Europäischen Union und ihrer Mitgliedstaaten gegründet. Seit 2014 sind nach offiziellen Zahlen über 21.000 Menschen bei der Überfahrt über das Mittelmeer gestorben. Um Schutz in Europa zu finden und um ihr Recht auf ein faires Asylverfahren wahrzunehmen, sind Menschen gezwungen, in seeuntauglichen Booten das Mittelmeer zu überqueren. Statt Seenotrettung staatlich zu organisieren und das Retten von Leben zu gewährleisten, schottet sich die Europäische Union weiter ab und lässt Menschen kalkuliert im Mittelmeer ertrinken. Dem können wir alle nicht tatenlos zusehen. Sea-Watch fordert wie wir von „Solingen hilft e.V.“ sichere und legale Einreisewege und Bewegungsfreiheit für alle. Kein Mensch darf bei dem Versuch, Grenzen zu überqueren, sterben.

Christoph Zenses im Einsatz auf der Sea Watch II im Juni 2017.

Der Vorsitzende des Vereins „Solingen hilft e.V.“, Dr. Christoph Zenses, weiß, was es bedeutet, Menschen von seeuntauglichen Booten vor dem Ertrinken zu retten. Bei seiner Mission auf der Sea-Watch im Jahr 2017 konnten auch dank seines Einsatzes mehrere hundert Frauen, Kinder und Männer gerettet werden. Sea-Watch und die anderen Seenotrettungsorganisationen werden inzwischen stark behindert, in Häfen festgehalten und kriminalisiert. Wofür? Dafür, dass sie nicht wegsehen, wenn Menschen in Not sind und das tun, was wir alle als Europäer:innen tun sollten, Menschen in Not die Hand reichen und sie vor dem Ertrinken retten.

Die Hitze im Lager kann man nur erahnen.
Das Lager auf Lesbos: Rund herum Stacheldraht und brütende Hitze.

„Solingen hilft“ setzt sich auch für die Menschen ein, die die gefährliche Überfahrt überlebt und Europa erreicht haben. Dann warten sie in Lagern unter würdelosen Bedingungen auf ihre Anerkennung. Wir unterstützen unter anderem mit medizinischer Hilfe auf Lesbos und in Athen. Unsere starken Partnerorganisationen vor Ort sind oft von Menschen gegründet, die selbst vor langer Zeit vor Krieg und Verfolgung geflohen sind. Mit Medikamenten, Arbeit, Essen, einem Stück Seife und einem freundlichen Wort geben sie den Menschen ihre Würde zurück.

So können Sie mit einer Spende an „Solingen hilft e.V.“  helfen:
Spendenkonto „Solingen hilft e.V.“
Stadt-Sparkasse Solingen
IBAN DE 98 3425 0000 0001 7481 44
BIC SOLSDE33XXX
Ihre Spende ist gemeinnützig und steuerlich absetzbar.

Barbara Eufinger im Gespräch mit Geflüchteten von Lesbos in Athen

Hintergrund:
Die Ev. Kirche in Deutschland (EKD) unterstützt mit dem Bündnis „United4Rescue“ die zivile Seenotrettung und schickt zwei zusätzliche Schiffe zur Rettung Ertrinkender ins Mittelmeer. 

Der Gemeinnützige Verein „SeaWatch e.V.“ schickt seit 2015 Schiffe – mittlerweile schon das fünfte – zur Seenotrettung ins Mittelmeer.

Der Ev. Kirchenkreis Solingen unterstützt seit Herbst 2020 die Aktivitäten der SeaWatch für im Mittelmeer in Seenot geratene Flüchtlinge. Zuletzt hatte der Kirchenkreis anlässlich des Weltflüchtlingstags am 20. Juni auf das Schicksal von mehr als 1000 Ertrunkenen und Vermissten in diesem Jahr aufmerksam gemacht.

(Links über die gefetteten Wörter anklicken)

Zur Person:
Dr. Christoph Zenses ist Internist und Vorsitzender des 2018 gegründeten Vereins „Solingen hilft“. Auf dem Flüchtlingsschiff Sea Watch 2 und im alten Flüchlingscamp Camp Moria sowie im neuen Camp auf Lesbos in Griechenland war er 2017 bis 2019 und erneut 2021 und 2022 unmittelbar in der Hilfe für flüchtende Menschen im Einsatz. Für seinen vielfachen ehrenamtlichen Einsatz wurde Christoph Zenses 2018 mit dem Solinger Bürgerpreis sowie mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.


Die zweite Vorsitzende von „Solingen hilft“, Barbara Eufinger, hat 2022 ebenfalls den von der Stadt-Sparkasse Solingen gestifteten Solinger Bürgerpreis für ihr breites ehrenamtliches Engagement erhalten. Auch sie kennt die Flüchtlingssituation auf Lesbos von praktischer Hilfe her.

Dr. Christoph Zenses & Barbara Eufinger / nic

Zenses & Eufinger / privat